Gründung der Gesellschaft Natur und Kultur Konstanz e.V.
– vormals Gesellschaft der Blumenfreunde Konstanz e.V. –
Im September 1954 – lange bevor es die so genannte Grüne Bewegung gab – setzten sich verantwortungsbewusste Bürger der Stadt Konstanz dafür ein, eine Institution zu schaffen, die den Bürgern der Stadt Konstanz und in der Bodensee-Landschaft ein lebensfähiges Grün garantieren. Das war der Grundstein zur Bildung einer Institution, die als Gesellschaft der Blumen-freunde Konstanz e.V. 1955 ins Leben gerufen wurde. Die Initiatoren waren, der Landschaftsarchitekt Richard Lesser, der Redakteur und Schriftsteller Werner Schenkendorf und der Gartenfachberater Max Trenkner. Sie alle waren damals ehrenamtliche Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Konstanz in Blumen, die es schon seit 1949 gab.
Grundlage als Zielsetzung der Gesellschaft der Blumenfreunde Konstanz e.V. war eine Satzung der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft aus dem Jahre 1822, die der Urgroßvater von Herrn Richard Lesser in Berlin mit gegründet hatte und die nun der Urenkel als Gründungsmitglied vorlegte. Der Grundgedanke der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft Gärtnern um des Menschen willen wurde das Leitthema in der Satzung der Gesellschaft der Blumenfreunde Konstanz e.V..
Schon in wenigen Wochen hatte die Gesellschaft mehr als 150 Mitglieder und bei der ersten Hauptversammlung 1955 wählte sie Graf Lennart Bernadotte zu ihrem ersten Präsidenten. Mitglieder des ersten Präsidiums waren u.a.: Frau Dora Leuze, eine leidenschaftliche Blumen- und Landschaftskennerin, Schuldirektoren wie Herr Trautwein und Herr Herzog, Stadtrat Hund, Stadtgärtnermeister Karl Karrer, die Gärtnereibesitzer Herr Stefan, Herr Winterer sen. und Herr Brunner sen., Kreisobstbauoberamtmann Erich Arndt, die Schriftstellerin Maré Stahl, sowie Garteninspektor Karl Raff von der Insel Mainau und dessen Sohn und spätere Gartendirektor der Mainau Josef Raff, der Bankkaufmann Walter Klausmann, er war später Vizepräsident und Präsident der Gesellschaft.
In diese Anfangszeit fällt auch eine Anregung des Präsidiums der Blumenfreunde, die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft nach dem 2. Weltkrieg wieder ins Leben zu rufen, denn zu dieser Zeit war es in Deutschland äußerst notwendig, bei dem raschen Wiederaufbau, vor allem von Wohnraum, auch auf das lebensfähige Grün zu achten und so mit dem Wohnungsbau auch Grünanlagen, Parks und vor allem Kinderspielplätze zu schaffen. Politiker wie Bundespräsident Heuss und Wohnungsbauminister Lücke fanden in dem neutralen Schweden und Mainau-Inselherrn Graf Lennart Bernadotte den ersten Nachkriegs-Präsidenten der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft.
Die Satzung, die sich die Gesellschaft der Blumenfreunde Konstanz e.V. schon 1955 zugrunde gelegt hat, besagt im Besonderen, „durch Wort und Tat für den Gedanken von helfenden Grün durch Beratung und Veranstaltungen zu werben“.
Die Zahl der Mitglieder wuchs rasch. Allein im Jahr 1966 sind 70 Mitglieder in die Gesellschaft der Blumenfreunde Konstanz e.V. eingetreten und bereits 1969 konnte die Gesellschaft mehr als 700 Mitglieder verzeichnen, von denen heute noch einige ihre langjährige Treue bekunden. So haben in der Zwischenzeit viele Mitglieder für 25 Jahre Mitgliedschaft die Silberne Ehrennadel erhalten und es gibt sogar solche, die seit der Gründungszeit, also seit mehr als 60 Jahren, sich immer noch zur Gesellschaft bekennen.
25 Jahre lang war Graf Lennart Bernadotte der erste Präsident. Als sein Nachfolger wurde 1980 der damaligen Vizepräsident Walter Klausmann. Ab 1988 war Prof. Klaus Eberhard Präsident, im Jahre 2006 folgteGraf Björn Bernadotte als Präsident der Gesellschaft. Seit März 2017 ist Prof. Dr. Herbert Haid der amtierende Präsident.
Zwischenzeitlich wurde 1999 und 2012 mit Beschluss der Jahreshaupt-versammlungen, der Name der Gesellschaft der Blumenfreunde Konstanz e.V. in Gesellschaft für Natur und Kultur Konstanz e.V. geändert.
In den vergangenen über 60 Jahren hat die Gesellschaft vieles bewegt und an manchen wichtigen Entscheidungen bei der Grüngestaltung in Konstanz und im Bodenseeraum teilgenommen. Hierzu seien nur wenige erwähnt:
- Als 1961 die Absicht bestand, in den Stadtgarten von Konstanz eine Kongresshalle zu bauen, war die Stimme der Gesellschaft unüberhörbar.
- 1964 rief der damalige Präsident Graf Lennart Bernadotte die Blumenfreunde zu einer Aktion Rettet den Bodensee auf. Die Situation: Damals gab es keine Kläranlagen entlang des Sees, viele Baugebiete in den Uferzonen und keine freien Uferstreifen.
- 1966 wurde zum ersten Mal auf Anregung der Gesellschaft der Geranienmarkt in Konstanz eröffnet.
- Eine besondere Aktion war eine Veranstaltung zusammen mit der Graf Lennart Bernadotte Stiftung, dem Grünflächenamt der Stadt Konstanz und dem BUND zum Thema: Der Stadtbaum, Sein oder Nichtsein. Dieser Eröffnungsveranstaltung folgte dann ein dreijähriges Seminar über den Baum in der Stadt.
- Die Gesellschaft hat darüber hinaus Baumpflanzaktionen vorgenommen. So stehen in Konstanz am St. Gebhardplatz bei der Post eine Richard-Lesser-Linde (Tilia vulgaris ‚Pallida‘), an der Seestraße bei der Villa Priem eine Winterlinde (Tilia cordata), auf dem Kinderspielplatz im Sierenmoos ein Amberbaum (Liquidambar styraciflua) und seit 2015 im Herosé-Park an der Reichenaustraße ein Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera).
- Aber auch zu spontanen Aktionen und Spenden ist die Gesellschaft bereit. Als zu Spenden für die Pflanzung einer Linden-Allee im Hafenareal von Konstanz aufgerufen oder als um Hilfe für die Kinder in Gorodnija gebeten wurde. Darüber hinaus hat die Gesellschaft für gemeinnützige Institutionen Spenden aufgerufen wie z.B. für Ärzte ohne Grenzen, für Kinderarmut in Rumänien, für den Regenwaldschutz durch Bruder-Manser-Fonds sowie für die Aktion Save Me Konstanz und für den Förderverein Brückenpflege Konstanz u. a..
- Die Gesellschaft für Natur und Kultur Konstanz e.V. ist stets zu kompetenten Gesprächen mit dem Grünflächenamt der Stadt Konstanz und den ent-sprechenden Behörden bereit, wenn es um den Erhalt und die Gestaltung öffentlicher Grünflächen und um die Einhaltung der Baumschutzsatzung geht.
Winterlinde im Jahr 2005
Tulpenbaum im Jahr 2015
So war 1955 eine kleine Gesellschaft – von verantwortungsbewussten Bürgern der Stadt Konstanz ins Leben gerufen – der Ausgangspunkt einer Entwicklung, dass damals die von ihr wieder erweckte Deutschen Gartenbau-Gesellschaft ihre Tätigkeit wieder fortsetzte, bald bundesweit wirkte und dadurch u. a. nach und nach die Grünen Kreise in verschiedenen Städten Deutschland entstanden. Eine Gesellschaft, die sich für eine gesunde Umwelt einsetzte, lange bevor das Schlagwort Umweltschutz geprägt wurde und somit zu ersten Verfechtern zum Schutz von Natur- und Landschaftsschutz gehörte. Gärtnern um des Menschen und der Natur willen und damit auch, um unserer Nachwelt die Natur zu bewahren, ist nach wie vor die Aufgabe der Gesellschaft Natur und Kultur Konstanz e.V., vormals Gesellschaft der Blumenfreunde Konstanz e.V..
Quelle: Auszug aus der Begrüßungsrede des ehemaligen Präsidenten Prof. Klaus Eberhard anlässlich des Festakts am 25.8.1995 zum 40-jährigen Bestehen der Gesellschaft der Blumenfreunde Konstanz e.V. bearbeitet und ergänzt von Heinz-Dieter Meier 11/2017